Dass sich Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi bei der zurückliegenden Blitzschach-WM den Titel eigenhändig geteilt haben, kommt auch rund einen Monat nach dem historischen Ereignis nicht überall gut an. Auch Carlsens Zoff mit der FIDE stößt auf Unverständnis - erst recht bei Großmeister Hans Niemann, der nun erneut gegen seinen Erzfeind Carlsen austeilte.
Großmeister Hans Niemann zählt zu den größten Kritikern von Schach-Lichtgestalt Magnus Carlsen. Dem US-Amerikaner passt es überhaupt nicht, wie viel Einfluss der 34-Jährige auf die Schachwelt nimmt.
In den vergangenen Wochen gab Carlsen gleich zwei Anlässe, die Niemann auf die Barrikaden brachten: Zum einen der Zoff zwischen Carlsen und dem Weltverband FIDE, nachdem der Norweger angekündigt hatte, gemeinsam mit seinem Partner Jan Henric Buettner eine eigene "World Championship" in der Variante Fischer-Random-Chess zu veranstalten.
Zum anderen Magnus Carlsens Entscheidung, sich gemeinsam mit Ian Nepomniachtchi bei der zurückliegenden Blitzschach-WM zum Co-Champion zu küren.
Beim Kurznachrichtendienst X feuerte Niemann daher zuletzt mehrfach in Richtung des wohl besten Schachspielers aller Zeiten.
Als Carlsen öffentlich den Rücktritt von FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich gefordert hatte, schoss der 21-Jährige etwa: "Arrogant, anmaßend, ahnungslos und vor allem: feige. Dein kindisches Ego verzerrt weiterhin die Realität auf Kosten des Schachs. Du hast dich selbst außerhalb des Bretts besiegt, es ist nur eine Frage der Zeit, bis du auf dem Brett das gleiche Schicksal erleidest."
Und auch als der Weltmeister im klassischen Schach von 2013 bis 2023 jüngst mittels seiner Online-Plattform "Take Take Take" auf die turbulenten Tage bei der Blitzschach-WM zurückblickte , konnte Niemann nicht anders als zu kommentieren: "Dies ist die Chance der FIDE zu beweisen, dass sie eine unabhängige Organisation ist, die dem Schachspiel Vorrang vor einem einzelnen Spieler einräumt. Wählen Sie mit Bedacht …"
Niemann spielte darauf an, dass es Carlsen war, der in New York seinem Gegner den Vorschlag machte, sich den WM-Titel zu teilen.
Carlsen und Nepomniachtchi hatten auch in der dritten Tie-Break-Partie in Folge Remis gespielt, der Norweger bekannte nun, "nicht mehr an den Sieg geglaubt" zu haben.
"Es war eine Kombination aus dem Gefühl, dass es eine nette Lösung ist und aus der Tatsache, dass ich mit dem WM-Titel aus der Partie gehen wollte. Ich habe ehrlicherweise geglaubt, dass es ein schöner Moment ist und das glaube ich noch immer", so Carlsen rückblickend: "Die Menschen müssen auch realisieren, dass man in solchen Momenten nicht mehr ganz klar denkt. Es gibt nur eine zweiminütige Pause zwischen den Runden, es gibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Ich habe nicht alles durchdacht."
Er bereute die Entscheidung zwar nicht, müsse aber eingestehen: "Die Leute haben es am Ende nicht so aufgefasst, wie ich es erhofft hatte, wie damals beim Olympischen Hochspringen (der Italiener Gianmarco Tamberi und der Katari Mutaz Essa Barshim einigten sich 2021 im Finale von Tokio darauf, keinen weiteren Sprung zu absolvieren, sodass beide den Olympiasieg feierten, Anm. d. Red.)."
Der Weltverband FIDE hatte dem Vorschlag der beiden Schachspieler nach kurzer Prüfung zugestimmt und erstmals in der Geschichte einen geteilten WM-Titel vergeben.