Am letzten Wochenende der Paralympics gibt es einige Lichtblicke. Die Gesamtzahl der Medaillen steigt wieder, dafür ist die Goldbilanz historisch schlecht.
Erst Sandra Mikolaschek mit ihrer Sensation an der Tischtennisplatte, dann die furiose Bronze-Fahrt von Fahnenträgerin Edina Müller: Die zehn Podestplätze am Abschlusswochenende der 17. Paralympischen Sommerspiele hübschten die Gesamtbilanz des Team D nochmal auf. Zumindest der Abwärtstrend in der Gesamtzahl der Medaillen wurde damit gestoppt, doch es fehlten die großen Triumphe. Mit lediglich zehn Goldmedaillen erlebte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) einen historischen Tiefpunkt.
Nach Position zwölf in Tokio wurden auch in Paris mit Rang elf die anvisierten Top Ten im Medaillenspiegel knapp verfehlt, dennoch fiel das Fazit von offizieller Seite eher positiv aus. "Wir stehen gut da", betonte Chef de Mission Karl Quade: "Platz zehn plus minus habe ich immer gesagt. Uns ging es erstmal darum, den Trend zu stoppen." Diese Negativtendenz mit dem historischen Minusergebnis von Tokio sei vorerst gebremst.
Mit insgesamt 49 Medaillen wurde die Gesamtausbeute von Tokio leicht verbessert, dennoch ist es die zweitniedrigste Zahl seit der Wiedervereinigung. Und viele Goldhoffnungen zündeten nicht, zehn Siege waren drei weniger als vor drei Jahren. Deutlich kleinere Nationen wie die Niederlande sammelten mehr als doppelt so viel Gold ein. China, die USA oder auch Großbritannien sind ohnehin schier uneinholbar enteilt.
Man habe den Rückgang "bei der Mannschaftsgröße, bei der Gesamtzahl der Medaillen und bei den sogenannten Endkampfplätzen vier bis acht gestoppt", sagte Quade. Auch rein nach Goldmedaillen sei man "ungefähr da, wo wir uns das vorgestellt haben". Das Team D Paralympics wolle natürlich künftig wieder noch weiter "nach vorne kommen, das werden wir auch in die Leistungssportreform reinschreiben".
Doch erstmal müsse die Sportnation Deutschland "wieder die Richtung finden", erklärte Quade: "Wir werden uns nicht zurücklehnen, weil der Trend gestoppt ist. Wir werden schauen, wo wir uns noch verbessern können." Die Erfolgserlebnisse verteilten sich diesmal breiter. Während es in Tokio nur in acht Sportarten Medaillen gab, sind es diesmal 13. Nur in fünf Sportarten mit deutscher Beteiligung reichte es nicht fürs Podest.
Bis auf die sonstigen deutschen Vorzeigesportarten Leichtathletik und Radsport hätten "alle Sportarten besser abgeschnitten als in Tokio", so der Chef de Mission. Am erfolgreichsten lieferten die Schwimmer um den dreifachen Medaillengewinner Josia Topf mit insgesamt zehnmal Edelmetall ab, am Samstag hatte Gina Böttcher noch Silber über 50 m Rücken geholt. Schützin Natascha Hiltrop gewann als einzige Athletin zweimal Gold.
Am Abschlusswochenende gelang Tischtennisspielerinnen Mikolaschek der große Wurf. "Oh, wie ist das schön" schallte es durch die Arena Sud 4. Die 27-Jährige aus der Lutherstadt Eisleben bezwang die serbische Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic im Finale nach einer starken Vorstellung mit 3:1 (11:5, 11:3, 6:11, 11:8) und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere.
Auch auf die Reiterinnen Anna-Lena Niehues und Regine Mispelkamp mit jeweils Silber sowie die 67-jährige Heidemarie Dresing mit Bronze war mal wieder Verlass. Lindy Ave setzte mit Rang drei über 400 m nach Babypause ein starkes Zeichen. Die deutschen Rollstuhlbasketballer um den mit 36 Punkten überragenden Thomas Böhme weinten nach dem überraschenden 75:62 (27:35) gegen Kanada im Bronzespiel Tränen puren Glücks, es war die erste Medaille seit 32 Jahren.
Die letzten deutschen Medaillen sammelten die Kanutinnen Müller, Anja Adler und Felicia Laberer mit einem Bronze-Dreierpack innerhalb von 50 Minuten.